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Benutzer:FakeChicken69/Rede Strausberg

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Rede Aufstellungsversammlung in Strausberg am 27.10.12

Sehr geehrte Gäste, liebe Piraten,

Dass ich heute hier die Möglichkeit habe für das einzige Verfassungsorgan des Bundes zu kandidieren, welches direkt vom Volk gewählt wird, verdanke ich zwar diesem Rechtsstaat. Aber ich stehe hier, weil es zu viel Ungerechtigkeit in unserem Staat gibt. Intransparente Verwaltung, unnötig verkomplizierte Gesetze, Korruption und die Verschwendung von Steuergeldern prangere ich an.

Ich bin 1969 in der kleinen sächsischen Stadt Großenhain geboren. Ab 1983 lebte ich dann in Herzberg/Elster. Schon im Alter von etwa 16 Jahren lernte ich eine Bürgerrechtlerin kennen, die sich unter anderem aktiv für die Initiative „Schwerter zu Pflugscharen“ einsetzte.

Sie war es, die mir Zugang zu Informationsmaterial über „Glasnost“, (Offenheit, Redefreiheit, Informationsfreiheit) und „Perestroika“, (Umbau, Umgestaltung) gewährte. Ich hatte damals schon meine Bewerbung für eine Ingenieurlaufbahn bei der NVA eingereicht. Politisch war ich der Meinung, das System in der DDR müsse von innen heraus entsprechend dem Vorbild von Glasnost und Perestroika reformiert werden.

Mit dieser Überzeugung wurde ich in meiner Lehrzeit Kandidat der SED. Nach meiner Ausbildung zum Landmaschinen- und Traktorenschlosser begann ich ein Studium an der MTS Harry Kuhn in Bad Düben bei Leipzig. 1990 absolvierte ich das Studium als Ingenieur-Ökonom für Treib und Schmierstoffe.


Nur bei Besuchen zu Hause war es möglich ungefilterte Informationen über das tatsächliche Geschehen während der Wende zu bekommen. Drei mal konnte ich an den Montagsdemonstrationen in Leipzig teilnehmen, was mir damals als Militärangehöriger verboten war. In Gesprächen mit Menschen auf der Straße, sowie mit Taxifahrern, erfuhr ich, über die Unzufriedenheit und über die Friedensgebete in der Nicolaikirche in Leipzig. Gleichzeitig wurden wir vorbereitet, die angebliche „Konterrevolution“ in Leipzig niederzuschlagen, man manipulierte und belog uns!

Ich begiff, daß das Regime in der DDR nicht einfach durch Reformen von innen heraus zu ändern ist...

Freiheit bedingt den freien Zugang zu Informationen!

Mitte 1989 wurde ich FDJ-Sekretär unserer Kompanie. In dieser Funktion regte ich an, freie, anonyme Beiträge über die tagesaktuellen Ereignisse in der DDR an der Wandzeitung zu platzieren, also dort, wo bis dahin nur linientreue Meinungen und Propaganda zu finden war. Eine kurze Zeit fanden sich unglaublich kreative, intelligente und sehr bewegende Texte und Zeichnungen an dieser Wandzeitung. Manchmal hingen sie nur wenige Minuten, bevor sie von anderen Soldaten abgerissen wurden, aber kurz darauf wieder neu erschienen. Streitgespräche zum Teil unter richtigen Namen, zum Teil anonymisiert standen plötzlich an einer politischen Wandzeitung in einer Kaserne der NVA. Immer wieder musste ich deshalb beim Parteisekretär antreten, der gleichzeitig mein militärischer Vorgesetzter war. Mein Hinweis, dass dies eine reine FDJ-Angelegenheit sei, und ihn somit nichts anginge wurde mit einem militärischen Verweis, Urlaubssperre und einem Parteiverfahren beantwortet. Man suchte auch nach Möglichkeiten, mich aus der FDJ auszuschließen. Durch eine breite Unterstützerfront, die mir Rückendeckung gab zog sich die ganze Sache über Monate bis zum Mauerfall im November 1989.

Ich erlebte: Wir sind das Volk! Plötzlich gab es viele Runde Tische, an denen Plötzlich jeder Gehör finden konnte. Man erfuhr aber auch von den wirklichen Helden, - Frauen und Männern die sich in der DDR für Demokratie, Meinungs- Reise- und Redefreiheit einsetzten, und dies oft teuer bezahlen mussten. Die Hoffnung nach dem Mauerfall, auf einen „dritten Weg“, welcher den frischen Wind der „Runden Tische“ aufnahm, wich nun dem faulen Wind von Abwicklung und Treuhand... Plötzlich gab es Deutsche, die schon immer alles richtig gemacht hatten, und es gab ehemalige DDR-Bürger. Viele sahen im neuen System Bundesrepublik ihre Zukunft, andere fühlten sich um ihr hart erkämpftes Recht auf Mitsprache betrogen. Ich beschloss für mich selbst, nie wieder in eine Partei einzutreten, und zählte zur grauen Masse, die nur schlecht über Politik redete, weil man ja eh nichts ändern könne... Die Bundeswehr verließ ich noch 1990, da aus meiner Sicht mit dem Zusammenbruch des Ostblocks auch der Grund für das Prinzip der gegeseitigen Abschreckung nicht mehr galt.

Ich absolvierte ein Studium zum Staatl. Geprüften Betriebswirt und begann nach einer Zeit als Selbstständiger meine Arbeit in einer Apotheke. Mit der Geburt meiner Kinder begann ich mir aber mehr und mehr über deren Zukunft Gedanken zu machen. Wir tragen heute die Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder! So wurde ich in meiner Heimatstadt aktiv, und versuchte in verschieden Arbeitsgemeinschaften ehrenamtlich ein Leitbild zur Entwicklung unserer Stadt mit aufzubauen. Ich wurde Mitglied in Fördervereinen, um Kindergarten und Grundschule zu unterstützen, war bei Projekten mit unserer polnischen Partnerstadt dabei, arbeitete als Autor für die Wikipedia wie für die AG Heimatkunde, weil freies Wissen – gerade über die Heimat und Geschichte sehr wichtig ist.

Die Menschen auf unserer Erde rücken immer näher zusammen. Bereiche wie Wirtschaft, Wissenschaft, Finanzen, Politik sind heute nur noch im globalen Kontext zu verstehen. Darum muss man auch die Auswirkungen wie Kriege, Armut und Flüchtlingsbewegungen als Folge Globaler Prozesse begreifen und lösen. Wenn wir heute von Gerechtigkeit sprechen, meinen wir Gerechtigkeit für alle Menschen! Wir als Piraten können diese Aufgaben und Probleme des 21. Jahrhunderts am besten erkennen und lösen, weil nur wir wirklich eine international vernetzte Bewegung sind. Die Rohstoffvorkommen auf unserer Erde sind begrenzt, der Kampf um deren Abbau hat schon lange begonnen. Die Auswirkungen, wie etwa die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat, Verelendungen ganzer Völker, die Abholzung der Regenwälder, Verknappung der Trinkwasserreserven, das Artensterben usw. sind die Herausforderungen der Politik unserer Zeit.

Das Netz ist das Medium für Informationsaustausch, und demokratischer Kontrolle. Wir fordern deshalb immer wieder Transparenz und Demokratie! Nur die Menschen selbst können ihre Probleme und Ihr Leben regeln, tun das andere für sie, ohne das die Menschen noch Teilhaben, werden neue Probleme generiert!

Lasst das Netz die Runden Tische von einst sein, Lasst uns endlich ehrliche Politik in den Bundestag tragen, Politik mit den Menschen für die Menschen! Dafür stehe ich mit all meiner Erfahrung! Danke!


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