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BTW2013/Kandidatur-022

Aus PiratenWiki
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Name: Anke Domscheit-Berg
Landesliste: ja
Listenplatz: 1
Direktkandidat: nein
Wahlkreis: Oberhavel-Havelland II

Präambel

Dieser Fragenkatalog ist eine Arbeit der AG TDBD und weiterer interessierter Piraten. Er soll dazu dienen, den Kandidaten für die Bundestagswahl 2013 im Voraus die Möglichkeit zu geben, sich vorzustellen und etwas über sich zu erzählen.
Die Beantwortung der Fragen ist selbstverständlich freiwillig, hilft aber anderen dabei, sich bereits im Voraus über die Kandidaten zu informieren.


Fragen zur Person

1. Wer bist Du? Erzähl' uns was über Dich!

Ich bin in Brandenburg als 4. Kind meiner Eltern geboren (HVL), aufgewachsen (MOL) und lebe dort auch (OHV), bin aber in meinem Leben zwischendurch auch viel herumgekommen. In der DDR habe ich Abitur gemacht, freie Textilkunst studiert und durch die Wende meinen ersten Job noch vor dem ersten Arbeitstag verloren. Nach 3 Jahren jobben bei einem Touristikunternehmen in Frankfurt am Main zur Finanzierung meines Zweitstudium habe ich in Bad Homburg Internationale Betriebswirtschaft studiert und an der University of Newcastle in England einen Masters für European Business Administration erworben. Danach war ich ca. 15 Jahre v.a. in der IT Branche (Accenture, McKinsey, Microsoft) tätig, u.a. als Beraterin und Projektleiterin für die Verwaltung. Im April 2011 habe ich die „corporate world“ verlassen, da ich freier sein wollte und mehr Zeit brauchte für die Projekte, die mir am wichtigsten sind – Open Government und Chancengleichheit für Frauen und Männer in der Wirtschaft. Für diese beiden Themenfelder habe ich je ein Unternehmen gegründet (fempower.me und opengov.me).

Seit vielen Jahren bin ich dafür auch ehrenamtlich aktiv, habe aber auch andere Hobbies, wie z.b. Guerillastricken (www.randomactsofknitting.wordpress.com).

Ich habe einen Sohn (12) und bin glücklich verheiratet mit Daniel Domscheit-Berg, mit dem ich die Leidenschaft für Freiheit und Transparenz teile und der mir dazu der wichtigste Gesprächspartner ist. Mein Mann ist auch Pirat. Wir wohnen wir in einem Haus, in dem auch das havel:lab zuhause ist, ein offener Workspace mit Büro und Workshopräumen für unterstützenswerte Projekte.


2. Wo wohnst Du und welcher Gliederung gehörst Du gegebenenfalls an?

Ich wohne in Fürstenberg/Havel und bin Mitglied im Kreisverband Oberhavel.


3. Seit wann bist Du für die PIRATEN aktiv?

Mitglied bin ich seit Anfang Mai 2012, für die Piraten eingetreten bin ich seit mindestens einem Jahr. Für Ziele der Piraten (Open Government, Transparenz, Bürgerbeteiligung, Chancengleichheit) bin ich seit vielen Jahren aktiv.


4. Warst Du bereits in einer anderen Partei? Falls ja, bist Du ausgetreten und warum?

Ich war Mitglied bei Bündnis90/Grüne und bin dort ausgetreten. Bei den Grünen war ich einfaches Mitglied, hatte kein Amt, war nie Mandatsträgerin und habe mich auch nie um das eine oder andere beworben.

Ich trat den Grünen bei, weil ich die Ziele Energiewende/Atomausstieg, Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit und Basisdemokratie dort vertreten sah. Leider hat sich die Partei weit von ihren alten Idealen entfernt. Die innerparteiliche Basisdemokratie hat stark gelitten, Machtpolitik zählt auch in den parlamentarischen Fraktionen der Grünen oft mehr als die Sache. Da werden Anträge abgelehnt, die grünen Zielen oder früheren Anträgen entsprachen, nur weil sie jetzt woanders her kamen. Ich finde solche Sachen gehen einfach gar nicht. Außerdem gibt es zwar ein paar tolle Grüne mit zeitgemäßen Positionen zur Netzpolitik und zum Urheberrecht, aber es gibt mir auch zu viele andere, die Positionen vertreten, mit denen wir die Zukunft nicht meistern können. Da fehlt mir einfach eine klare Linie in der Partei bei einem so wichtigen Thema. Endgültig vertrieben hat mich der Wahlkampf von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westphalen, den ich als unsachliches Piraten-bashing empfand.


5. Warst Du für das Ministerium für Staatssicherheit tätig?

Nein. Zum Zeitpunkt des Mauerfalls war ich 21 Jahre alt und Kunststudentin im Erzgebirge. Es gibt eine Akte über mich, von der aber nur die Verweisakte überlebt hat. In der ist u.a. festgehalten, dass ich eine Sympathisantin des Neuen Forums war, Eingaben an das Postministerium geschrieben habe mit einer Beschwerde wegen des Verbotes des Sputnik (russische Zeitschrift, in der viel über Glasnost berichtet wurde). Einsicht kann ich auf Wunsch ermöglichen.

Die Stasi hat versucht, mich als IM zu werben und mir gedroht, dass im Falle einer Ablehnung mein Vater seine Arbeit als städtischer Arzt verlieren würde (er war Alleinverdiener der Familie) und dass ich das in einem französisch-Wettbewerb gewonnene Stipendium für einen 3 Monatsaufenthalt an einer Kunstschule in Paris nicht antreten dürfte, mangels Reisefreigabe von der Stasi. Ich habe trotzdem abgelehnt. Mein Vater behielt seine Arbeit aber Paris wurde gestrichen.

Während der Wende war ich sehr aktiv, habe nächtelang Aufrufe abgetippt (Kopierer gab es nicht), an Demonstrationen teilgenommen, Gedächtnisprotokolle von polizeilichen Übergriffen verbreitet, Unterschriften für das Neue Forum gesammelt. Daß Widerstand nicht zwecklos ist, habe ich ein für alle mal in der Zeit der Wende gelernt – es war die aufregendste Zeit meines Lebens. Aus dieser Zeit ist mir auch der starke Wunsch nach Freiheit erhalten geblieben, die Ablehnung von Überwachung und Zensur und der Einmischung des Staats in private Angelegenheiten.


Tätigkeit in und für die Piratenpartei

6. Was hast Du bisher mit den, und für die, PIRATEN gemacht?

  • Teilnahme an mehreren Urheberrechtsdialogen als Expertin der Piraten (Bildung und Textautoren)
  • Unterstützung von Hamburger Piraten beim Prozess rund um das Transparenzgesetz Hamburg (Planung einer Veranstaltung zum Thema Open Government, detaillierter Review des Gesetzentwurfes)
  • Bereitstellung havel:lab Räumlichkeiten zum Arbeiten, Essen und Schlafen für Klausurvorbereitung der Piraten Friedrichshain Kreuzberg für ein Wochenende
  • Ich habe Piratenpositionen bei verschiedensten öffentlichen Veranstaltungen und Medienauftritten vertreten bzw. verteidigt (u.a. bei Maibritt Illner, beim Streitgespräch mit GEMA beim Cicero, bei der Demokratie 2.0 Diskussionsrunde mit Seehofer, bei der SocialMania Konferenz in Stuttgart und vielen andere)
  • Spende für Bundes-IT
  • Noch geplant: Bereitstellung von havel:lab Rechnerraum-Kapazitäten für Piraten Brandenburg


7. Welche Projekte oder Inhalte waren bisher Deine Schwerpunkte?

Inhalte:

  • Open Data
  • Open Government
  • Netzneutralität
  • Urheberrecht
  • Informationsfreiheit
  • Geschlechtergerechtigkeit
  • Neue Geschäftsmodelle
  • Demokratie in der digitalen Gesellschaft


Projekte: (Details siehe auch Antworten zu Fragen 8 und 9)

  • Open Government Barcamp
  • Open Data Day(s) Berlin
  • Open Government Partnership Deutschland
  • Open Data Aktionsplattform Berlin
  • Munich Open Government Day (MOGDy)
  • Apps für Berlin, EU Open Data Challenge, Apps für Deutschland
  • Random Hacks of Kindness


8. Welchen Aktivitäten bist Du innerhalb von Arbeitsgemeinschaften, Crews oder Gliederungen nachgegangen?

  • AG Kegelklub: Mitglied und aktive Teilnahme an Treffen und am Dicken Engel, geplant ist außerdem bereits die Ausrichtung eines Mumbles zum Thema Quote im Oktober und ein Workshop zusammen mit einer anderen Piratin für Piratinnen und Eichhörnchen
  • Eher unregelmäßige Mumbleteilnahme: AG Transparenz (es ging mir dort zu wenig um die Inhalte und zuviel um interne Admin)
  • Teilnahme an Stammtischen des Kreisverbandes MOL (1mal) und OHV (mehrfach)
  • Ausrichtung/Orga Sommerfest OHV
  • Unterstützung Piraten bei Märker.Brandenburg Thematik – Input für Argumentationen, geplant: Teilnahme als Expertin bei Veranstaltung
  • Unterstützung von Gerhard Anger bei der Entwicklung eines Konzepts zur innerparteilichen Transparenz für Amts- und Mandatsträger der Piraten
  • Regelmäßiger Austausch mit Piraten aus Berlin Xhain zu Open Government, Transparenz
  • Aktive Teilnahme an 2 Landesparteitagen Brandenburgs
  • Unterstützung hessischer Piraten: Teilnahme als Expertin bei einer geplanten SPD-Frankfurt Main Veranstaltung zum Thema Open Government (Stärkung der gemeinsamen Opposition gg. Schwarz/Grün)


9. Bist Du noch anderen politischen Aktivitäten nachgegangen?

Ja. Als ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Government 2.0 Netzwerk Deutschlands e.V. und als opengov.me Gründerin habe ich in den letzten Jahren zahlreiche Beiträge geleistet, um in der politischen Landschaft Deutschlands Open Government voranzubringen und zu verankern, u.a.:

  • Rede im österreichischen Parlament zu „Internet und Demokratie“ mit Tim Berners Lee
  • Fraktion Bündnis90 Grüne und Stadt Bremen: mehrfach Teilnahme als Expertin/Rednerin bei Veranstaltungen zu Open Data/ Open Government, z.B. bei Apps für Bremen oder Bürgerveranstaltungen
  • Bundestagsfraktion Bündnis90 Grüne: mehrfach Teilnahme als Expertin/Rednerin bei Veranstaltungen zu Open Government (z.B. mit Renate Künast o. Jürgen Trittin)
  • Bayerischer Landtag, öffentliche Veranstaltung der Fraktion B90/Grüne – Rednerin zu Open Government
  • CIO Land Bayern (CSU): Sprecherin zu Open Government/Open Data beim Netzdialog
  • Bayerische Landesvertretung Berlin: öffentliche Diskussion mit MP Seehofer (CSU) zu Demokratie 2.0 – Crowdsourcing in der Politik
  • Rednerin/Workshopleiterin bei zahlreichen Veranstaltungen der Friedrich Ebert Stiftung (SPD) zum Thema Open Government, digitale Gesellschaft, Frauen in den Medien, Frauen in Führungspositionen
  • Rednerin bei der Heinrich Böll Stiftung (B90/Grüne) zum Thema Open Government
  • Land Berlin: Rednerin bei den Berliner Zukunftsgesprächen (Open Data), Rednerin bei 2 Berlin Open Data Days zu Open Government/Open Data,
  • Center of eDemocracy – Universität Krems/Österreich: Rede und Workshop zu Open Government/Open Data
  • Mitglied des Beirates der Friedrich Ebert Stiftung zur Enquete Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“
  • Teilnahme am Netzdialog des Bundesinnenministers Friedrich
  • Vortrag/Session beim Politcamp in Berlin
  • Interviews oder Beiträge für politische Medien, z.B. für Politik-digital.de, der Freitag, die Süddeutsche Zeitung, the European


Fragen zum Mandat

10. Welche Motivation bewegt Dich zu Deiner Kandidatur?

Die Ziele und Werte der Piratenpartei decken sich mit meinen Zielen und Werten. Als Bundestagsabgeordnete hätte ich die Möglichkeit, von diesen Zielen und Werten etwas für ganz Deutschland umzusetzen. Dort werden Gesetze erlassen, die für die gesamte Gesellschaft Relevanz haben. Ich möchte neue Regeln dazu, wie Entscheidungen getroffen werden, die BürgerInnen betreffen, ich möchte transparente Verwaltung, offene Daten – kurz einen gläsernen Staat. Ich möchte aber keine gläsernen Bürger, keine Überwachung, keine Zensur, und viele andere Dinge auch nicht. Meine Energie möchte ich dafür einsetzen, gute Gesetze zu verabschieden und schlechte zu verhindern.

Im Bundestag wird aber auch Politik gemacht auf eine Art und Weise, die ich nicht gut und nicht richtig finde. Ich mag keinen Fraktionszwang und keine Abstimmungen in einem fast leeren Bundestag, nur weil alle Fußball gucken. Ich mag keine Machtspiele und ich wünsche mir mehr Transparenz zur Arbeit der Abgeordneten aber auch zu ihren Kontakten, Nebeneinkünften etc. Ich möchte dort anders Politik machen und mit den anderen Piraten dazu beitragen, im Bundestag die Regeln zu verändern. Zuerst durch gutes Beispiel Druck auf Abgeordnete auch anderer Fraktion erzeugen, dann über Anträge Regeln für alle verändern. Ich möchte von Anfang an maximalen Standards hinsichtlich Transparenz gerecht werden.

Inhaltlich möchte ich mich hauptsächlich einbringen in meinen Schwerpunktbereichen Open Government/Transparenz/Bürgerbeteiligung. Aber auch in meinen anderen fachlichen Kompetenzen (siehe Frage 18) möchte ich aktiv sein. Das Spektrum ist recht breit und reicht von Wirtschaft über Bildung bis hin zu Fragen der Demokratie, des Urheberrechts und der Netzpolitik allgemein.


11. Willst du die Landesliste auf Platz 1 anführen? Wenn ja, warum?

Ja.

Für Brandenburg ist voraussichtlich nur Platz 1 ein realistischer Platz für ein Bundestagsmandat. Wenn ich kandidiere, dann nicht um rhetorisch auf einer Liste zu stehen, sondern um wirklich etwas zu verändern und zu erreichen. Ich halte es aber auch für möglich, dass mein Bekanntheitsgrad, guter Ruf und die vielen etablierten Kontakte zu diversen lokalen und überregionalen Medien im Wahlkampf so hilfreich sein können, dass wir bei der Wahl mehr Präsenz für unsere Themen und damit hoffentlich auch mehr Stimmen erringen können und dann vielleicht sogar 2 Listenplätze für den BT durchbringen.


12. Für wie teamfähig hältst Du Dich?

Ich arbeite seit Jahrzehnten überwiegend in Teams, in allen möglichen Konstellationen. Im Arbeitskontext oder im Ehrenamt, gemischte Teams oder nur Männer/ nur Frauen, internationale Teams oder deutsche, face-to-face arbeitende oder virtuelle, große und kleine Teams, Teams mit extremer Arbeitsbelastung, und/oder hohem Zeitdruck, Teams aus einer Community oder aus ganz gegensätzlichen. Ich habe dabei sehr viel gelernt, auch und gerade in schwierigen Situationen. Ich schätze eine offene Kultur im Team, bei der Kritik jederzeit und von jedem angebracht werden kann (und sollte, wenn es Grund dafür gibt), aber ich schätze auch einen respektvollen Ton, da Kritik nur dann eine Chance hat, gehört zu werden, wenn sie sachlich und ohne Beleidigungen angebracht wird.


13. Wie willst Du nach der Wahl den Kontakt zur Basis, deinen Wählern aufrecht erhalten, um auf die jeweils aktuellen Themen einzugehen und diese im Bundestag vertreten? Wie sollte die Zusammenarbeit zwischen Dir als Bundestagsabgeordneten, der möglichen Bundestagsfraktion, der Parteibasis und den Wählern am Besten gestaltet werden?

Ich möchte als Abgeordnete für alle Bürgerinnen und Bürger erreichbar sein, die das wünschen und stelle mir dazu auch verschiedene Wege vor. Fragen kann man mir direkt stellen oder auf abgeordnetenwatch. Ich werde viel Präsenz in der Fläche zeigen und auf Veranstaltungen ansprechbar sein für Wünsche und Feedback der Wählerinnen und Wähler.

In einem Blog möchte ich regelmäßig von meiner Arbeit und meinen Erfahrungen im Bundestag berichten, damit jeder weiß, was sich da so tut und insbesondere, was ich da so mache. Auch das twittern werde ich natürlich nicht einstellen und auch weiterhin nicht nur als streaming-Kanal benutzen sondern für Interaktionen.

Für die Parteibasis werde ich mich in Mumble regelmäßig Fragen stellen, aber Input zu dem, was die Parteibasis bewegt, werde ich auch in Liquid Feedback suchen und auf Veranstaltungen der Partei – z.B. (aber nicht nur) Parteitagen der unterschiedlichen Gliederungsebenen und soweit mit der Bundestagsarbeit vereinbar, auch bei Stammtischen Brandenburger Gliederungen. Umgekehrt kann ich mir auch vorstellen, Piraten nach Berlin in den Bundestag einzuladen und dort vor Ort Gespräche zu ermöglichen, auch mit anderen Piraten der Fraktion zusammen. Für die Fraktion wünsche ich mir eine enge Zusammenarbeit, sie ist ja ein Team, das gemeinsam Ziele der Piraten durchsetzen möchte. Das geht ideal, wenn man sich viel austauscht, insbesondere über das, was so in den jeweiligen Ausschüssen passiert. Niemand kann für alles Experte sein, daher ist dieser Austausch sehr wichtig, sonst kann man nicht sinnvoll abstimmen auch zu den Themen, die außerhalb der eigenen Expertise liegen.


14. Hast Du vor, neben dem Mandat noch einem Beruf nachzugehen?

Ich habe im April 2011 zwei Unternehmen gegründet: www.fempower.me und www.opengov.me. Ich kann mir aber nicht vorstellen, neben dem Mandat beide Unternehmen einfach weiter zu betreiben, Teilzeitabgeordnetentätigkeit halte ich für unseriös. Ich werde daher meine Beratungstätigkeit im Rahmen dieser Unternehmen für die Zeit des Mandats beenden. Einzelne Vorträge o.ä. kann ich mir jedoch auch in der Zeit des Mandats vorstellen, aber nur sofern sie meine Mandatsarbeit zeitlich und anderweitig nicht beeinträchtigen. Einnahmen, die ich dabei erzielen sollte, werde ich mindestens zu 50% der Piratenpartei spenden. Alle Nebeneinnahmen werde ich selbstverständlich offenlegen.


15. Warum willst Du Berufspolitiker werden?

Weil ich mich täglich über andere Berufspolitiker aufrege und nur meckern eine ungeeignete Haltung ist, wenn man etwas verändern möchte. Wenn ich etwas anders haben will, muss ich es auch selbst anders machen.

Ich glaube auch, dass ich mit meinen Kompetenzen die Anforderungen an eine solche Aufgabe sehr gut erfülle, gerade in fachlichen Bereichen, für die die Piratenpartei steht. Wir kommen (wenn alles gut geht) zum ersten Mal in den Bundestag und da sollten wir alles richtig machen und die Besten ins Rennen schicken. Ich habe lange über diesen Schritt nachgedacht, denn er bedeutet für mich auch viele Veränderungen im privaten und beruflichen Leben. Ich war weder gelangweilt noch auf Jobsuche noch sonst unglücklich – ganz im Gegenteil ging es mir noch nie so gut wie jetzt. Ich habe zwei Unternehmen aufgebaut und mir einen Namen damit gemacht, ich habe eine gesunde Work Life Balance, ein glückliches Familienleben mit Zeit für meinen Sohn, den Garten und für Hobbies ebenso wie für meine zahlreichen ehrenamtlichen Engagements. Vieles davon wird sich als Berufspolitikerin nicht mehr machen lassen. Meine Jobs würde ich an den Nagel hängen, meine Familie viel seltener sehen, Hobbies würden wohl auch weitgehend ausfallen, von vielen ehrenamtlichen Rollen müsste ich mich verabschieden. Das alles mache ich nur, weil ich an den gesellschaftlichen Nutzen und den Nutzen für die Piratenpartei glaube.

Berufspolitikerin werden bedeutet für mich die Chance, Ziele durchzusetzen, für die ich schon sehr lange kämpfe, mich für die Piratenpartei da einzusetzen, wo ich glaube, besonders viel bewirken zu können. Es heißt aber auch, persönliche Opfer zu bringen. Ob die Rückkehr in die Selbständigkeit nach 4 Jahren einfach wird, weiß ich nicht, immerhin bin ich dann schon 49 Jahre alt. Aber ich will nicht bequem und nicht feige sein und diese Verantwortung mit allem was sie für mich bedeutet übernehmen – wenn die Mehrheit der Mitglieder dies möchte.

Last but not least habe ich Spaß an der Auseinandersetzung, ich argumentiere sehr gern und leidenschaftlich, habe Freude daran, etwas zu erreichen und Glücksgefühle, wenn es klappt. Ich lerne schnell und auch gern und mag neue Herausforderungen – alles das könnte ich in der Rolle einer Abgeordneten auch erleben.


16. Was sind Deine Ziele und für wen möchtest Du sie erreichen? Bitte gib in deiner Antwort auch deine Prioritäten an.

Ich habe viele Ziele und viele Dinge sind mir wichtig – hier sind die Wichtigsten:

  1. Transparenz in der Politik und Verwaltung, Antikorruption
    1. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten sehen können, was ihre Abgeordneten machen, welche Lobbykontakte sie haben; ob, wieviel, von wem und wofür sie Geld erhalten
    2. Es soll transparent sein, wie ein Gesetz entsteht und warum sein Inhalt so und nicht anders ist
    3. Gutachten, wissenschaftliche Untersuchungen, Pläne und sonstige Ausschusspapiere sollten öffentlich werden
    4. Open Data als Regel - Umkehrung des Standards: offene Daten sollen von Holschuld zur Bringschuld werden, wir brauchen ein nationales Open Data Portal – kostenlosen, maschinenlesbaren Zugang zu allen Daten der Verwaltung, die nicht Personen oder Sicherheitsfragen betreffen, offen für jede Weiternutzung
    5. Funktionierendes Informationsfreiheitsgesetz – das aktuelle versagt
    6. Endlich Unterzeichnung des UNO Abkommens zur Antikorruption (inklusive des Abgeordnetenparagrafen)
    7. Gesetz mit umfassenden Whistleblowerschutz – auch für Beamte
  2. Bürgerbeteiligung in Politik und Verwaltung
    1. Ich möchte viel mehr und frühzeitige Einbeziehung der BürgerInnen und Bürger in wichtige Entscheidungen, von Infrastrukturmaßnahmen bis hin zur Priorisierung von Haushaltsmitteln
    2. Einsatz und Weiterentwicklung neuer, internetgestützter Methoden
  3. Schutz der Bürger vor Überwachung und Zensur, Schutz des Internets vor einschränkenden Eingriffen
    1. Verhindern von ACTA-ähnlichen Gesetzen und Regeln, die die Freiheit des Internets einschränken
    2. Verteidigung des Rechts auf Anonymität bei Meinungsäußerungen (egal ob online oder offline)
  4. Reform des Urheberrechts
    1. Wir brauchen neue Geschäftsmodelle, damit Urheber fair entlohnt werden, Wissenschaft, Kunst und Kultur sich frei entfalten können und jeder Mensch Zugang zu Wissen und Kultur haben kann
    2. Wir brauchen keine Abmahnindustrie und keine undemokratischen und intransparenten Verwertungsgesellschaften (wie die GEMA).


17. Auf welcher Grundlage triffst Du Entscheidungen in schwierigen Fragen?

Ich bin sachlichen Argumenten gegenüber immer offen und kann meine Meinung auch ändern. Aber ich weiß, dass es Situationen gibt, wo das nichts hilft, wo es gegensätzliche Positionen mit jeweils guten Argumenten gibt. Wenn ich in Entscheidungskonflikte geraten sollte, und eine Enthaltung nicht in Frage kommt, werde ich im Zweifel auf mein Gewissen hören.


18. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten bringst Du für Dein Mandat als Mitglied des Bundestages mit?

Fachkenntnisse in den folgenden Bereichen (darunter stehend, wo ich diese beruflich und ehrenamtlich erworben habe):

  • Open Government – Transparenz, neue Kooperationsformen wie Community Public Partnerships, Teilhabe/Bürgerbeteiligung
  • Digitale Gesellschaft, Demokratie in der digitalen Gesellschaft
  • Netzneutralität, Anonymität, Freiheit des Internets
  • Chancengleichheit für Menschen unterschiedlicher sozialer Hintergründe, Männer und Frauen, Vielfalt und Diversity
  • Wirtschaft (Mikro und Makroökonomie)
  • Urheberrecht, neue Geschäftsmodelle
  • Bildung (insb. Bildungsungerechtigkeit überwinden)
  • 4 Fremdsprachen (englisch, spanisch, französisch, russisch)

sonstige Kompetenzen:

  • viel Erfahrung mit öffentlichen Auftritten/Reden, auch vor mehr als 1000 Menschen, auch in Fremdsprache, auch mit Live Übertragungen, auch in Parlamenten (In- und Ausland), auch vor Juristen ☺, Beamten und Abgeordneten (Expertenbeiräte, Konferenzen, Anhörungen), auch spontane und freie Reden
  • Fähigkeit, konsequent und klar aber dennoch sachlich, informiert und ohne persönliche Angriffe, Anliegen vorzubringen
  • Argumentationsstark und immer gut vorbereitet – daher nicht leicht aufs Kreuz zu legen in der Diskussion
  • umfangreiche Medienerfahrung mit allen Arten Medien
  • Teamarbeit, Teamleitung in zahlreichen Konstellationen
  • Erfahren in der Übernahme von Verantwortung. Ich bin nicht risikoscheu aber auch keine Kamikazefliegerin
  • Erfahrung in Projektleitung auch für Projekte mit langfristiger Perspektive (mehr als 10 Jahre bei Verwaltungsprojekten) oder mit hohen betroffenen Budgets (über 1 Mrd € p.a.)
  • Häufig und immer erfolgreich Lobbyarbeit für den guten Zweck, z.B. Spenden einwerben für Hackathons, Barcamps, o.ä., Presse aktivieren und positive Berichterstattung erreichen, Teilnehmer/Helfer/Redner gewinnen
  • Einsatz der Kombination von Kompetenz, Charme und Courage, um inhaltliche Ziele durchzusetzen – auch bei Widerständen
  • Ziemlich angstfrei, insbesondere keine Scheu vor Alphatieren in Regierungsverantwortung – ich kann auch Ministern ins Gesicht sagen, was mir nicht gefällt, ohne vor Panik den Faden oder meinen Mut zu verlieren
  • Breites Netzwerk von befreundeten Experten im In- und Ausland zu den Themen, die mir wichtig sind – ich weiß also, wen ich fragen/einladen kann, wenn Bedarf besteht (z.B. in Ausschüssen/bei Anhörungen)


Berufliche Stationen:

  • 3 Studienabschlüsse (davon 1 für Textilkunst in der DDR, 2 im Feld internationale Wirtschaft: deutscher BA mit Schwerpunktfach Volkswirtschaft und englischer Master Schwerpunkt European Management – beide als Jahrgangsbeste abgeschlossen)
  • 15+ Jahre Berufserfahrung in der privaten Wirtschaft
    • 9 Jahre als Beraterin/Projektleiterin/Managerin bei Accenture, davon 4 Jahre für Telekommunikations und High Tech Unternehmen, 5 Jahre Beratung für öffentliche Verwaltung, Schwerpunkt Verwaltungsreform und eGovernment, nationale und internationale Projekte, immer Teamarbeit in wechselnden Teams, aktiv in der Accenture Women’s Initiative
    • 2 Jahre als Projektleiterin im Business Technology Office von McKinsey, v.a. Projekte in der Verwaltung (u.a. online Prozesse für Bürger möglich machen, moderne IT Infrastruktur/Architektur), Kooperation mit Fachebene, IT-Ebene und Top-Führungsebene verschiedenster Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen, Projekte mit Auswirkung auf Volumen von 1Mrd€ p.a. oder mehr als 10 Jahre Planungshorizont, Leitung der McKinsey Studie „A Wake Up Call for Female Leadership in Europe“, Mitarbeit an Studie „Women Matter“
    • 3 Jahre als Direktorin bei Microsoft Deutschland zuständig u.a. für innovative Verwaltungsthemen und Government Relations, ausgezeichnet mit global Innovation Award für Public Sector
    • seit April 2011 selbstständig als Gründerin von www.fempower.me (Beratung für Unternehmen, Organisationen und Individuen für mehr Chancengleichheit/Vielfalt in Führungsetagen der Wirtschaft) und www.opengov.me (Beratung und Lobbyunternehmen für transparente und offene Verwaltung)

Ehrenamtliche Rollen:

  • Mitgründerin (2009) und Vorstand des Government 2.0 Netzwerk Deutschland e.V. (www.gov20.de) - das sich für Open Government engagiert und das von mir initiierte Gov 2.0/Open Government Barcamp organisiert
  • Mitglied der Open Government Partnership Deutschland Initiative, u.a. Mitarbeit an der EMNID Studie zu Bürgerbeteiligung, Antikorruption, Transparenz (Feb. 2012)
  • Seit 2010 Mitglied der Berliner Open Data Aktionsplattform, die das erste deutsche Open Data Portal ermöglichte
  • Jurymitglied: Apps für Berlin, EU Open Data Challenge, Apps für Deutschland (dort auch Orgateam und Koordinatorin für Kooperation mit dem Bundesinnenministerium)
  • Co-organisatorin des Random Hacks of Kindness Hackathons in Berlin (3 mal) – www.rhok.org, alle Ergebnisse sind Open Source und adressieren humanitäre Probleme, Klimawandel, Desaster Recovery
  • Guest Programme Planner beim internationalen Open Knowledge Festival, Helsinki (www.okfest.org)
  • Gründungsmitglied von FidAR e.V.– Frauen in die Aufsichtsräte (www.fidar.de)
  • Über 10 Jahre Mitglied (ca. 6 Jahre als Deutschlandvorstand) beim European Women’s Management Development Network (www.ewmd.org)
  • Mitglied des EU Women in Technology High Level Advisory
  • Gründungs-Aufsichtsrätin bei Teachfirst Deutschland (www.teachfirst.de) – NGO, die sich für Ausgleich und Abbau von Bildungsungerechtigkeiten aufgrund sozialer Herkunft einsetzt
  • Botschafterin des barefoot college in Indien – Community, die arme Analphabetinnen zu Solar Ingenieurinnen umschult (siehe www.barefootcollege.org und meinen Blog www.ankeseye.com)
  • Sprecherin auf vielen nationalen und internationalen Konferenzen, in etlichen Universitäten im In- und Ausland zu Themen rund um Open Government, digitale Demokratie, Urheberrecht, Frauen in Führungspositionen u.a.

Details und weitere Erfahrungen finden sich auf meinen Seiten www.opengov.me und www.fempower.me jeweils unter Referenzen.

Fragen zu politischen Themen

19. Wie stehst Du zu Europa (politisch wie kulturell)?

Ich mag das Multikulturelle und bin ein großer Fan von Europa. Ich liebe die Reisefreiheit und die Freiheit, auch in anderen Ländern leben, lernen und arbeiten zu können. Ich habe in England studiert und in etlichen Ländern während meiner Beratungstätigkeit gearbeitet, ich bin um die halbe Welt gereist und spreche 4 Fremdsprachen. Von Nationalismus halte ich nichts. Die Zukunft der digitalen Gesellschaft sehe ich ohnehin in einem globalen Kontext. Das Internet kennt keine Grenzen, vor dem IP Protokoll sind alle Menschen gleich (das Zitat hab ich von meinem Mann geborgt).


20. Welche Einstellung hast Du zu Militäreinsätzen?

Ich bin Pazifistin und halte kriegerische Mittel für keine Lösung in Konfliktfällen. Meine Eltern haben beide den 2. Weltkrieg als Kinder erlebt. Meine Mutter verlor ihre Heimat als Bessarabiendeutsche (heute ist das in der Ukraine), mein Vater seine Heimat in Ostpreussen (heute Rußland). Mein Onkel fiel an der Front und mein Großvater saß jahrelang in Sachsenhausen als Gefangener der Russen und überlebte schwer geschädigt. In meiner Familie waren die Schrecken des Krieges und seine Folgen nicht nur für Soldaten sondern auch für Zivilisten immer präsent. Ich werde daher nie für einen Militäreinsatz (außer im Verteidigungsfall) deutscher Soldaten stimmen.


21. Wie siehst Du die Piratenpartei im Parteienspektrum der Bundesrepublik Deutschland?

Ich finde es schwierig, die Piratenpartei mit irgendwelchen Labels zu versehen. Wenn ich es muss, würde ich uns mit Begriffen wie liberal (Freiheitsrechte!), und sozial (BGE, Mindestlohn, Bildungsgerechtigkeit, Integration) mit ausgeprägten Umweltelementen (Nachhaltigkeit, Zukunftsenergien) beschreiben. Am besten passt Zukunftspartei – wir haben eine Vision für die Zukunft, die anderen Parteien in meinen Augen nicht. Keine von ihnen hat verstanden, wie sehr die sich die Welt durch das Internet und Technologie verändern wird. Daher passen die alten Labels nicht mehr in die heutige Politik. Ohnehin geht’s nicht um Schubladen sondern um Inhalte. Da teilen die Piraten mal Überzeugungen der einen Partei und mal einer anderen. Damit habe ich keinerlei Problem. Mir geht es um Sachpolitik und nicht um Fraktionsschubladen.


22. Welches sind Deiner Meinung nach die wesentlichen Kernthemen der Piratenpartei und welche sind Dir persönlich wichtig?

  • Transparenz in Politik und Verwaltung
  • Basisdemokratie - Teilhabe
  • Integration und Chancengleichheit
  • Die digitale Gesellschaft – und wie sie sich verändert / verändern muss
  • Nachhaltigkeit
  • Freiheit im Großen und im Kleinen (Lebensmodelle, Meinungsfreiheit, Internet...)


23. Wie vertraut bist Du mit dem politischen System im Bund und im Land (Gesetzgebungskompetenzen und -verfahren, Verfassungsorgane, ...)?

Ich habe mehr als 10 Jahre mit und für Verwaltungen aller föderalen Ebenen gearbeitet, dabei auch sehr viele Kontakte zu politischen Fraktionen und einzelnen Politikern aufgebaut und viel über ihre Arbeit erfahren, insbesondere auch zu Zuständigkeiten der verschiedenen Ebenen. Ich war jahrelang Vorstandsmitglied der Überparteilichen Fraueninitiative, die sich regelmäßig mit der interfraktionellen Arbeitsgruppe der frauenpolitischen Sprecherinnen im Bundestag traf. Ich habe durch meine Lobbyarbeit für Gleichberechtigung und Open Government wiederholt mit dem Thema Gesetzgebungsverfahrung zu tun gehabt. Ich weiß, wie langsam die Mühlen in der Verwaltung mahlen und wie wichtig es ist, Verbündete zu suchen, um Ziele durchzusetzen.

Weitere Fragen und Antworten

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