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Antragsfabrik/LPT 2012.2/Gesundheitswesen

5 Bytes entfernt, 21:10, 12. Jul. 2012
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|Begründung = ===Begründung===
Die Einführung und Entwicklung einer verlässlichen gesamtgesellschaftlichen Gesundheitsfürsorge 1883 war eine herausragende Leistung, die allerdings einer dringenden Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten bedarf. Bisherige Veränderungen bedeuteten immer ein Mehr an Kosten bei gleichzeitiger Schrumpfung des Leistungskatalogs des Versicherungssystems.
Aufgrund der schwierigen und verzahnten Zuständigkeit zwischen Bund und Ländern, sind auf Landesebene leider momentan keine grundlegenden Änderungen möglich ([https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3240.html)].
zu a) Mit dem Ausschluss der Gewinnorientierung im Gesundheitssystem ist es undenkbar, dass beispielsweise ein Krankenhaus von einer Aktiengesellschaft geführt wird.
Gewinnerzielung im Gesundheitssystem bedeutet immer Qualitätsverlust!
* So hat z.B. Fresenius-Helios, denen bundesweit 65 Krankenhäuser gehören, 2011 bei einem Umsatz von € 2,665 Milliarden einen Gewinn von € 163 Millionen ausgewiesen ([http://www.fresenius.de/documents/Auf_einen_Blick_2012.pdf)]. Aber wo kommt in diesem Fall der sog. "Gewinn" her? Der wird allein von jedem einzelnen Beitragszahler der GKV aufgebracht und sollte auch diesem zugute kommen und nicht einem Fresenius-Aktionär! In ähnlicher Höhe schließt auch die Rhön-AG mit 45 Krankenhäusern ihr Geschäftsjahr 2011. Laut Ankündigung der großen Aktiengesellschaften sollen Dividenen zwischen 10 und 15% erzielt werden, die natürlich wieder allein vom Beitragszahler aufgebracht werden müssen. Sollte aber ein privates Krankenhaus unrentabel werden (z.B. ehemals Sana-Krankenhaus Gransee), dann wird es - natürlich mit Verlust für's Land - wieder "zurück verkauft". Auch in diesem Bereich gilt die goldene Regel: Gewinne werden privatisiert, Verluste "sozialisiert".
* Um den Gewinn zu maximieren, werden natürlich auch Monopolstellungen angestrebt. So ist es beispielsweise einem Einwohner vom Landkreis Dahme-Spree kaum noch möglich, sich NICHT von der Sana-AG behandeln zu lassen: Beide Akut-Krankenhäuser gehören Sana und über die Einverleibung der ambulanten Arzt-Sitze im Landkreis in ihre MVZs ist dem Patienten landkreisweit fast nur eine Behandlung nach Sana-Standards möglich.
* Sind Chef- und Oberärzte wirklich in ihrer medizinischen Entscheidung frei und handeln ausschliesslich im Sinne des Patienten, wenn ihre Verträge bei relativ niedrigem Grund-Lohn mit einer Gewinn-Beteiligung versehen sind?
* Ausbildung und Forschung sind natürlich unrentabel und deshalb in den letzen Jahren immer weiter reduziert worden (z.B. [http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2012a/ukgm)].
Allein die Vermeidung und Verhinderung ökonomischer Anreize lässt sich alle an der Gesundheitsfürsorge Beteiligten wieder auf ihr eigentliches Ziel besinnen. Dies ist problemlos zu erreichen durch eine Kommunalisierung und Anstellung aller am Gesundheitswesen Beteiligten.
zu d) Analog zu den KV’en haben die Ärztekammern nur einen geringfügigen Auftrag (Schlichtungsstelle, Verwaltung von Fort- und Weiterbildung, Organisation von Prüfungen etc.) und können ebenfalls problemlos von einer staatlichen Organisationsform übernommen werden.
zu e) Das drängendste Problem bei der Sicherstellung medizinischer Leistungen in den nächsten Jahren wird ein maximaler Personalmangel auf allen Ebenen medizinischen Personals sein ([http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Analyse-Kopetsch.pdf)]. Hier ist eine sinnvolle Ressourcen-Planung mehr als überfällig. Die bisherigen Konzept-Ansätze der Verantwortlichen haben gnadenlos versagt. Warum z.B. aber kann ein frisch-approbierter Arzt, der sich sein Studium mit ca. € 200.000 von der Gemeinschaft hat finanzieren lassen, sofort in sein Heimatland zurückkehren bzw. in die Schweiz auswandern, anstatt dies der Gemeinschaft temporär in Form ärztlicher Leistung in der Uckermark wieder zurückzugeben. Eine offene Diskussion mit allen Optionen dazu ist dringend überfällig.
zu f) Als eigenverantwortlicher Patient habe ich Rechte und Pflichten, über die ich natürlich informiert sein muss. Es ist leider immer noch weitestgehend unbekannt, wie das Gesundheitssystem organisiert ist, welche Kosten durch mich entstehen (wenn ich z.B. die 112 in Anspruch nehme), was ich selber tun kann, um Kosten zu reduzieren (Stichwort "Prävention). Diese Themen allgemeinbildend in die schulischen Lehrpläne einzubauen und bereits im Kindergarten eine Sensibilität für die eigene Gesundheit und die der Anderen (z.B. Erste-Hilfe-Ausbildung) vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Rechte und Pflichten zu schaffen, soll hier erreicht werden.
===Verweise===
[http://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/system-gesetzliche-krankenversicherung/sozialversicherung-rechengroessen-beitragsbemessungsgrenze-versicherungspflichtgrenze/Praxisgebuehr/]
[http://www.gkv-spitzenverband.de/GKV_was_ist_das.gkvnet]
[http://www.gesundheitsnewsnet.de/private-krankenversicherung-verbraucherzentralen-fordern-rasche-reform-der-pkv/2267]
[http://www.arztwiki.de/wiki/Kassen%C3%A4rztliche_Vereinigung]
[http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=3.66.70.1773]
Es ist leider absolut menschlich, dass versucht wird, einen möglichen Gewinn mit legalen oder illegalen Mitteln zu maximieren. Ein paar Beispiele habe ich schon in der Begründung aufgeführt, aber hier noch ein paar:
* Die alljährlich wieder aufkommenden Abrechnungsbetrügereien ziehen zusätzlich auch immer noch einen Schwanz an weitere Kosten (Ermittlung, Verurteilung etc.) nach sich (z.B. [http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/recht/article/621930/grossrazzia-berliner-drk-kliniken-mvz.html)].* Helios hat vor fünf Jahren versucht, einen Grossteil ihrer "teuren" Narkoseärzte einzusparen und durch wesentlich billigere Medizinischen Assistenten für Anästhesie (MAfA) zu ersetzen ([http://www.zwai.net/pflege/Weiterbildung/Journal/Anaesthesie-Assistent/Das_MAfA-Konzept_-_Chronologie_einer_Spitzenqualifikation/)]. Es endete in einer Katastrophe.
Ich gebe zu, dass ich insbesondere Helios auf dem Schirm habe, weil die auch massiv daran arbeiten, die ärztliche Entscheidungsfreiheit zu reduzieren. Diagnosen und Therapien werden in "Behandlungs-Pfade" gegossen, von denen man nicht abweichen darf. Eine individuelle Behandlung wird damit unmöglich.
* Und dann noch Millionen unnötiger, teurer und sogar riskanter Untersuchungen und Behandlungen (z.B. [http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/unnoetige-behandlungen-aerzte-operieren-um-die-miete-reinzubekommen-a-780453.html)]
* Noch eins aus persönlicher Erfahrung: Patient nach Verkehrsunfall mit einem schwersten Schädel-Hirn-Trauma. Bereits nach 24 Stunden konnte man sicher sein, dass der Arme hirntod ist. Mein damaliger Chef hat mir verboten, eine Hirntod-Diagnostik durchzuführen (in der Folge hätte man ihn für Tod erklärt), weil nach 96 Stunden künstlicher Beatmung ein wesentlich höherer Erlös erzielt werden konnte. Also blieb der Patient bis zum Erreichen der 96-Stunden-Grenze künstlich am Leben gehalten.
Beispiel: Wenn ein Landkreis einen Rettungsdienstbereich (Rettungswachen, -assistenten etc.) öffentlich ausschreibt, dann muss er laut EU-Richtlinie den billigsten Anbieter nehmen. Auch hier spielt Qualität keine Rolle mehr.
Schönes Positiv-Beispiel ist Schweden ([http://www.aok-bv.de/politik/europa/index_01403.html)]. Auch dort ist natürlich manches verbesserungswürdig, es gilt aber überall als vorbildlich. Nicht umsonst sind viele meiner Kollegen dorthin abgewandert.
Hoffe, dass ich Dich ein wenig überzeugen konnte ... :-)
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