Kommentierung des Landesaktionsplans "Bildung für nachhaltige Entwicklung"
So begrüssenswert es ist, dass sich verschiedene gesellschaftliche Akteure unter dem Schirm des MUGV zusammentun, um gemeinsam einen Aktionsplan für Brandenburg zu entwickeln, so fragwürdig ist das Ergebnis.
Dem LAP gelingt es weder halbwegs klar Zielvorstellungen zu formulieren, noch überhaupt irgendeine politische Stoßrichtung zu skizzieren. Die Lösungsansätze laufen im Wesentlichen auf mehr Geld für BNE-Projekte bzw. die Steuerungsgruppe auf Landesebene hinaus, bzw. es werden mehr verpflichtende Vorgaben seitens der Regierung für die (öffentlichen) Bildungsträger gefordert. Und wenn das Thema BNE in der Öffentlichkeit zu kurz kommt, sollen die öffentlich-rechtlichen Medien eben mehr darüber berichten. Wofür hat man denn Runkfunkräte? :-(
Dabei werden bereits in den Eckpunktepapier S.11/12 zur Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung interessante Punkte angerissen.
- Zusammenführung interdisziplinärer Lernbereiche
- BNE als integrativer Bestandteil aller Bildungsbereiche lebenslangen Lernens
- Einordnung von BNE in regionale Entwicklungskonzepte
- BNE und Wertevermittlung
- Zukunftsorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung
- Teilhabe an Entscheidungen durch den Lernenden
Warum hier im Rahmen des "Aktionsplans" nicht konkret angeknüpft wird, ist nicht nachvollziehbar. Stattdessen verliert sich der LAP in allgemeinen Phrasen, der Darstellung konkreter "best practise" Beispiele und dem immer wiederkehrenden Ruf nach mehr Geld.
Auch die im LAP zitierten Empfehlungen S. 24 des wissenschaftlichen Beirates für "Globale Umweltveränderung" sind eigentlich unmissverständlich: „Nur über ein dynamisches Weltbild lässt sich Veränderung denken. Bildungseinrichtungen sollten hierzu verstärkt nachhaltigkeitsorientiertes Wissen vermitteln sowie befähigen, lebenslang lernen zu lernen und systemisch zu denken.“ Er fordert, Grenzen zwischen Einzeldisziplinen aufzubrechen. Zukünftig, so postuliert die Schrift, müsse es darum gehen, auch in der Bildung Partizipation zu ermöglichen. „Nur wenn sich der Mensch als aktiver Faktor des vermittelten Kontextes versteht, kann er auch die transformative Kraft seiner Handlungen begreifen. Entsprechende Bildungsstrukturen sind hierfür wesentliche Voraussetzungen“. Warum auch hier eine Steilvorlage nicht genutzt wird, um konkrete Ziele für den Bereich der formellen Bildung zu formulieren bleibt das Geheimnis der Steuerungsgruppe für den LAP.
Damit mit Bildung für nachhaltige Entwicklung z.B. in den Schulen funktioniert, muss Bildung selbst "nachhaltig" sein. Aufweichen, wenn nicht gar Abschaffung des Fachunterrichts, eigenverantwortliches und selbst gesteuertes Lernen, mehr Projektorientierung, Stations- und Gruppenarbeit usw, wären nur einige denkbare Punkte für den LAP. Frontale Berieselung durch Lehrkräfte passt offensichtlich nicht zu BNE! Warum spricht man diese offensichtlichen Dinge nicht einfach offen aus? Angst? Mangelnde schulpolitische Kompetenz?
Wie wichtig die Rolle der Schulen für BNE ist lässt sich im LAP S. 4 selbst nachlesen: "Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Auftrag der Bildung für lebenslanges Lernen. Der allgemeinbildenden Schule, die alle Kinder und Jugendlichen erreicht, kommt dabei eine besondere Verantwortung zu." Zarte Andeutungen zu einer Entwicklungsperspektive finden sich immer dort, wo von regionalen Bildungslandschaften zu lesen ist, ohne das dieser Gedanke jedoch systematisch runtergebrochen wird. Aus der Diskussion am 2. Runden Tisch wurde jedoch deutlich, dass eine Öffnung der Schulen zur Gesellschaft gewünscht und mehr Kooperationen von Schulen mit Dritten angestrebt werden. Die leider noch bei vielen Schulen und Lehrkräften vorherrschende Schneckenhausmentalität wurde aber genauso wenig thematisiert, wie die Frage, welche Möglichkeiten es gibt Schulen darin zu unterstützen sich zu öffnen.
Fazit:
Der Landesaktionsplan "Bildung für Nachhaltigkeit" ist in seiner vorliegenden Form ein zahnloser Papiertiger und wird keinerlei politische Wirkung entfalten. Der LAP bedarf einer weiteren gründlichen Überarbeitung, klar definierter Ziele und einer konkreten Ausformulierung seines Herzstücks "Regionale Bildungslandschaften".